Franz-Werfel-Menschenrechtspreis 2014

Markus Frank (CDU) Stadtrat

Rede Markus Frank am 2.11.2014 zur Franz-Werfel-Menschenpreisverleihung in Frankfurt am Main

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Präsidentin, Frau Abgeordnete Steinbach, sehr geehrter Herr Professor Dr. Hänsch, lieber Herr Ostermann, ich darf Sie im Namen des Magistrats ganz herzlich begrüßen, hier in unserer Paulskirche. Wir Frankfurterinnen und Frankfurter sind sehr stolz, dass die Paulskirche als Entstehungsort der deutschen Demokratie gilt. 1848 haben sich hier die Gründungsväter der Verfassung unseres Landes versammelt und ich glaube, es ist genau der richtige Ort, um den Franz Werfel-Menschenrechtspreis zu verleihen. Der Magistrat der Stadt Frankfurt beschließt darüber, welche Veranstaltungen hier stattfinden und es ist für uns, für die Stadt Frankfurt am Main, eine große Ehre, dass dieser Menschenrechtspreis hier in unserer Paulskirche verliehen wird.

Und das Thema Menschenrechte, meine Damen und Herren, das Thema Vertreibung ist aktueller denn je. Ich hatte erst gestern eine kleine Begebenheit, die mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Meine Kinder haben das Glück in der gleichen Straße aufwachsen zu dürfen wie ich. In unserer Straße genau vor unserem Haus haben wir eine alte Eiche, sie ist ca. 150, 160 Jahre alt. Sie sieht von fast allen Seiten sehr stolz aus. Bis auf eine Stelle, an der sich ein riesiges Loch in der Eiche befindet. Und als ich als kleiner Junge das zum ersten Mal sah, habe ich meine Mutter gefragt: „Mama, der Baum ist doch krank“. Und meine Mutter hat mir berichtet, dass diese Eiche abgesägt werden sollte. Das meine Eltern gemeinsam mit vielen Nachbarn sich dafür eingesetzt haben, dass dieser Baum stehen bleiben darf.

Gestern habe ich mich mit meinen Kindern beim Fahrradfahren ein bisschen betätigt und ein paar Übungen gemacht, als meine kleine Tochter vor dieser Eiche stand. Als sie das Loch entdeckte, sagte sie zu mir: „Papa, der Baum ist krank“. Und dann habe ich mich daran erinnert, dass meine Mutter mir berichtet hat, was meine Eltern und die Nachbarn, diese Generation, getan hat, um diesen Baum zu retten und dafür sorgte, dass dieser Baum dort weiter stehen kann, wie er steht. Und was mich wirklich bewegt hat, war der Moment, als meine große Tochter mich dann anschaute und sagte:

„Papa, wenn wir groß sind, dann werden wir diese Eiche verteidigen“.

Ich glaube diese kleine Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, und wie schön und wie wertvoll es ist, Heimat zu haben. Dort aufwachsen zu dürfen, wo die Eltern aufgewachsen sind. Die Kinder auch dort aufwachsen sehen zu dürfen, wo man selber aufgewachsen ist. Deshalb, meine Damen und Herren ist es wichtig, dass wir uns mit diesem Thema beschäftigen.

Eine halbe Stunde später saß ich im Auto, bin zu einem Termin gefahren und habe in den Nachrichten gehört, wie die islamische Terror-Miliz sich mit unglaublichem Terror auf den Weg gemacht hat, ganze Stämme auszulöschen. Diese zwei Dinge, die man erlebt, die leuchtenden Kinderaugen, die einem signalisieren, dass die Heimat in der DNA der Menschen festgesetzt ist, und dass jeder sich natürlich gerne einsetzen möchte für die Heimat, aber auf anderen Seite, wie aktuell doch das Thema Vertreibung auf der Welt ist. Das hat mir noch einmal gezeigt, wie wichtig es ist, dass sich Menschen um das Thema Heimat kümmern.

Deshalb möchte ich Ihnen liebe Frau Steinbach von ganzem Herzen danken, für das jahrzehntelange Engagement, dass Sie, nicht nur Sie, sondern eine ganze Reihe von Mitkämpfern, sich auf den Weg gemacht haben und das Thema Heimat dadurch immer aktuell geblieben ist.

Sie haben im Jahr 2000 die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen gegründet und engagieren sich in vorbildlicher Weise darum, dass Menschen, die furchtbare Dinge erlebt haben, denen ein furchtbares Unrecht zu Teil wurde, Gehör erteilt wird, aber dass sie auch Unterstützung bekommen. Dass es ein öffentliches Thema bleibt. Die Stiftung kümmert sich um Betroffene und sorgt dafür, dass die leidvolle Erfahrung, Vertrautes, Eigenes und Geliebtes auf unvorstellbaren Druck aufgeben zu müssen, umfänglich wahrgenommen wird und auch erfasst wird.

Liebe Frau Abgeordnete Steinbach, Sie geben den vom Schicksal gebeutelten Menschen eine Stimme, Sie interessieren sich für deren Lebenssituation und begleiten auch die Integration. Mit Ihrem und dem unermüdlichen Einsatz Ihrer Mitkämpfer agieren Sie nicht nur als Vertreterin der deutschen Heimatvertriebenen, sondern wirken als Botschafterin gegen jegliche Vertreibung und den Völkermord an anderen Völkern, auch über die deutschen Grenzen hinaus.

Meine Damen und Herren, die Stadt Frankfurt am Main ist sehr stolz, dass dieser wichtige Menschenrechtspreis hier in unserer Paulskirche verliehen wird. Wir werden alles tun, damit diese Tradition in unserer Stadt fortgesetzt werden kann. Herzlichen Dank.

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